Foto: ©Dreamtool/Entertainment/ZDF/Rudolf Wernicke
Derzeit ist Mathias Harrebye-Brandt häufig in Glücksburg anzutreffen, wo er mit der Berliner Filmproduktionsfirma »Dreamtool« die idealen Drehorte im Norden erkundet. Bekannt durch seine Rolle als Bürgermeister in der ZDF-Serie »Dr. Nice«, kehrt der Schauspieler, der in Wees aufgewachsen ist und sein Abitur an der Goetheschule absolvierte, nun zurück. Weitere Episoden der Serie stehen bereits in den Startlöchern, wobei Glücksburg als einer der Drehorte ausgewählt wurde.
Mathias, du bist mittlerweile nicht nur Schauspieler, sondern auch als sogenannter »Location Scout« unterwegs. Das Suchen nach den perfekten Drehorten ist sicherlich für viele ein Traumberuf. Wie bist du zum Location-Scout geworden?
Durch meine Beteiligung an der Serie »Die Mordsschwestern«, die auch hier im Norden gedreht wurde, wurde ich in Berlin als Ortskundiger ständig nach Tipps für Drehorte im Norden gefragt. Dabei erkannte ich, dass dies eine spannende Tätigkeit neben meiner Arbeit als Schauspieler sein kann. Als dann die Produktion von »Dr. Nice« startete, waren wir aktiv auf der Suche nach großartigen Locations, und so hat sich das Ganze entwickelt. Durch meine familiären Wurzeln in der Region, meine Eltern leben seit Jahrzehnten in Wees, bin ich hier gut vernetzt und kenne mich aus. Nun agiere ich sowohl als Schauspieler in »Dr. Nice« als auch als Location-Scout.
Die Serie »Schule am Meer« wurde ebenfalls im Norden gedreht. Es scheint, als erlebe die Region gerade einen regelrechten Boom...
Ja, absolut. Gerade werden hier »Dr. Nice«, »Die Mordsschwestern«, »Schule am Meer« sowie der »Flensburg Krimi« und »Unter anderen Umständen« gedreht. Letztendlich sind es momentan fünf Produktionen, die in Flensburg spielen.
Denkst du, dass dies Zufall ist oder welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Ich glaube, Flensburg, Glücksburg und die Umgebung wurden als unberührte Drehorte entdeckt. Der Norden ist im Moment beliebter als früher. Das könnte meiner Meinung nach auch mit der Vorliebe für skandinavische Krimis zusammenhängen. Dadurch lassen sich die Drehorte hier wunderbar an die Küste verlegen, und auch an der Westküste wird viel gedreht. Allerdings gibt es auch Produktionen, die hier spielen sollen, aber am Ende doch relativ wenig vor Ort gedreht werden.
Die Krankenhausszenen bei »Dr. Nice« wurden ja sicherlich nicht in der Diako in Flensburg gedreht...
Ja, diese Szenen wurden tatsächlich in Berlin gedreht. Dort gibt es einen stillgelegten, alten Krankenhaustrakt, in dem wir drehen können.
»Dr. Nice“«zählt jedoch zu den Produktionen mit dem höchsten Anteil an tatsächlich vor Ort gedrehten Szenen. Alles, was nicht hier gedreht wird, findet in Berlin statt. Das betrifft hauptsächlich die Krankenhausszenen und die Innenräume der Praxis. Wir sind von Anfang Mai bis Mitte Juli und den ganzen September bis Mitte Oktober vor Ort. Dieses Jahr werden wir also über 4,5 Monate in Flensburg und Glücksburg sein. Die Bewohner von Glücksburg werden also an einigen Tagen das Filmteam sehen können.
Mir ist aufgefallen, dass einige Motive dabei sind, die für Ortskundige so gar nicht ins Bild passen. Wenn der Zuschauer sieht, wie der Hauptprotagonist Dr. Moritz Neiss aus dem Gebäude am Ostseebad geht und plötzlich am Leuchtturm von Falshöft sitzt...
Die Produktionsfirma möchte immer wieder das Meer in den Fokus rücken. Manchmal muss ich dann die Drehbuchautoren auch enttäuschen, schließlich sind wir hier an der Förde, nicht am offenen Atlantik, und haben auch nicht alle 500 Meter einen Leuchtturm (lacht).
Hast du einen Überblick darüber, wie viele Drehorte ihr hier plant?
Es sind einige! Eines der Hauptmotive ist das „Hotel Wassersleben“ am Ostseebad. Dann gibt es sehr viele Landschaftsaufnahmen. Bei den letzten Folgen waren wir auch am Strand Sandwig unterwegs. Für die neuen Folgen werden einige Szenen in Quellental, in Solitüde sowie in einem Privathaus, nämlich dem »Künstlerhaus am Meer« im Schausender Weg, gedreht.
Wie geht ihr bei der Suche nach passenden Filmhäusern vor?
Im Drehbuch ist genau beschrieben, was gebraucht wird. Dort steht dann zum Beispiel: „Haus XY, Lage am Strand, er schaut aus dem Fenster und sieht das offene Meer.“ Für mich beginnt dann schon gedanklich die Suche, und mir kommen Ideen, in welchen Straßen ich suchen könnte. Man muss dann schnell abwägen, was Sinn macht, denn es ist nicht praktisch, 25 Vorschläge und Hausbesichtigungen durchzuführen. Es sollte gut gelegen sein, damit man ein Set aufbauen kann.
Wenn du eine Auswahl getroffen hast, was passiert dann? Schließlich werden die meisten Häuser ganz normal bewohnt...
Manchmal fahre ich kurz hin und schaue. Wenn sich herausstellt, dass es sich um ein privates Haus handelt, klingel ich einfach. Das Tolle im Norden ist die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Sie haben richtig Lust, und wir hatten schon den Fall, dass wir den Schlüssel bekommen haben und das Haus eigenständig besichtigen durften. In den Großstädten sind die Menschen oft übersättigt und genervt. Dann heißt es oft: „Oh je, hier wird schon wieder gedreht.“
Wie bist du auf das Künstlerhaus am Meer gekommen?
Ich kenne den Schausender Weg gut und hatte die Straße vor Augen, als ich das Drehbuch las. Ich gab das einfach mal in die Suchmaschine ein und fand den Artikel der Glücksburg Living über das Künstlerhaus am Meer. Das Haus passt perfekt zum Chefarzt des Flensburger Krankenhauses, Dr. Schmidtke. Er betreibt Tai Chi, meditiert viel und ist ein bisschen verrückt in seiner Art. Die Skulpturen, gepaart mit der Steilküste und dem Sportraum, passen gut zum Charakter der Figur.
Was kommt auf den Eigentümer zu, wenn ihr euch für das Haus als Drehort einigt?
Es kommt darauf an, was dort gedreht wird und wie viel. Es kann sein, dass wir zum Beispiel das Wohnzimmer komplett umbauen. Unser Leitsatz ist jedoch, dass wir das Haus am Ende besser verlassen, als wir es vorgefunden haben. Oft wird das Privateigentum herausgeholt, und ein eigener Charakter wird geschaffen. Einmal haben wir auf einem privaten Bauernhof gedreht, und die Eigentümer sind für die Zeit mehr oder weniger ausgezogen.
Was war die verrückteste Umstyling-Aktion, die ihr jemals gemacht habt?
Letztes Jahr haben wir auf dem besagten Bauernhof für eine Szene ein Daunenkissen platzen lassen. Das war zwar nicht super verrückt, aber ziemlich aufwendig. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie lange es dauert, jede einzelne Daunenfeder im Haus zu finden und einzusammeln (lacht). Der Raum musste extra dafür präpariert werden. Alle Privatmöbel mussten raus, und alle Filmmöbel rein. In der Geltinger Birk haben wir mal ein Haus filmtechnisch komplett „entkernt“ und komplett neu eingerichtet. Aus einem schönen Reetdachhaus mussten wir einen Zustand der Verwahrlosung darstellen, weil es sich um ein „Messihaus“ handelte.
Wann ist ein Haus ein gutes Filmhaus?
Ein gutes Filmhaus ist es vor allem dann, wenn der
Eigentümer unkompliziert ist.
Wo kommen die Schauspieler während des Drehs unter?
Das Hotel in Wassersleben ist für die Zeit komplett vom Team belegt, und wir nutzen zum Teil das »Intermar Hotel« in Glücksburg.
Das wollen bestimmt einige Menschen wissen: Wie kann ich Komparse werden?
Es gibt in Flensburg eine Komparsenagentur, mit der wir zusammenarbeiten. In Berlin gibt es im übrigen mittlerweile viele Rentner, die sich als Zeitvertreib als Komparsen bewerben.
Zu guter Letzt: Wann können wir uns die neuen Folgen anschauen?
Zwei Folgen sind bereits in der Mediathek verfügbar, ab dem 20. April sind vier weitere Folgen in der Mediathek abrufbar, und wir drehen noch sechs weitere Folgen. Am 5. Mai werden die neuen Folgen dann im Fernsehen ausgestrahlt.