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Die Rudehalle war erstaunlich gut gefüllt, trotz des bombastisch guten Wetters am Samstag, den 1. Juni. Rund 60 Voranmeldungen gab es anlässlich der Bürgerbeteiligung zum Thema "Mobilitätskonzept". Die Stadt Glücksburg hatte ihre Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, sich aktiv an der Stadtentwicklung zu beteiligen, und sorgte mit Kuchen, Obst und Getränken für eine Erfrischung. Drei Stunden wurden mit Vorträgen, Workshop-Phasen und interaktiven Umfragen gefüllt, wobei so mancher seine Startschwierigkeiten mit der Technik hatte. "Dieser Tag gehört nur Ihnen!", leitete Bürgermeisterin Kristina Franke die Veranstaltung ein, während Herr Perschk Tablets an die handylosen Bürger verteilte. Sie übergab an das Team von SHP Ingenieure, die von der Stadt Glücksburg beauftragt wurden, ein Verkehrsplanungskonzept für Glücksburg zu erstellen, das sich am bereits vorhandenen OKEK (Ortskernentwicklungskonzept) und den Wünschen der Bürger orientieren soll. Die Stimmung war überwiegend positiv, wobei sich immer wieder kritische Rückfragen ergaben: "Wir haben bereits mehr als 40 Städten bei dem Verkehrskonzept geholfen", so das Team. Die ersten Analysen habe man bereits für Glücksburg erstellt, eine Radtour und Verkehrszählung fand bereits statt - nun wolle man den Blickwinkel der Bürger gewinnen.
Anhand von vier thematischen Schwerpunkten wurde an Stationen gearbeitet, aber auch Online-Umfragen rundeten den Nachmittag ab, der fast pünktlich um 18 Uhr ein Ende fand. "Welche Themen sind entscheidend für die Zukunft der Mobilität in Glücksburg?" oder "Wie sind Sie heute angereist?" dienten als Warm-Up-Fragen und sollten in der ersten Arbeitsphase an verschiedenen Tischen fortgeführt werden, wo fleißig diskutiert wurde. In einer zweiten Gruppenphase sollte gleichermaßen über Maßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert werden.
1. Fußverkehr
Die Schlossallee sorgte gleich für mehrere Diskussionen. Nicht nur die schlechte Markierung des Fuß- und Radweges wurde kritisiert ("Die Fahrradfahrer fahren, wie sie wollen"), auch brenzlige Situationen an der Ecke "Wassermühle", wo die Radfahrer eigentlich absteigen sollen, seien brandgefährlich. Eine weitere gefährliche Ecke befindet sich gleich beim Übergang neben dem Prinzen-Palais. "Eigentlich ist hier Tempo 30, aber es hält sich ja kaum jemand dran", so eine Teilnehmerin. Für ältere Menschen und Kinder sei der Übergang ohnehin kaum zu schaffen, auch wenn die Autos Tempo 30 fahren. Abhilfe könnte eine Ampel oder auch ein Zebrastreifen oder feste Blitzer schaffen. Eine weitere Teilnehmerin aus Iskiersand kritisierte die Wege von Glücksburg nach Bockholm und über Rüde. "In Bockholm müssen die Menschen auf der Straße gehen", gab sie zu bedenken. Mitunter war der teilweise schlechte Zustand der Wege (Beispiele: Wilhelminenstraße, Schwennaustraße) ein Thema.
2. KFZ-Verkehr
Das größte Thema bildeten die Parkplätze auf dem Schinderdam und in Holnis. Es wurden engagiert Ideen ausgetauscht, um den Parkplatz auf dem Schinderdam zu entlasten. "Der Parkplatz bei Edeka wird zweckentfremdet", gab ein Bürger zu bedenken. Es waren sich alle einig: Über eine Parkzeitreduzierung könne man viel bewirken. Den Parkplatz in Richtung Gorch-Fock-Straße oder Postgelände zu verlagern, führt zu einem Dilemma: "Selbst wenn ich den Weg bereit wäre zu gehen, kann ich doch nicht mit dem Einkaufswagen dort hingehen." Eine Lösung: Die Parkdauer auf dem Schinderdam sollte auf eine Stunde begrenzt werden- in den Stoßzeiten. Auch für die Parksituation in Holnis müssen Lösungen her: "Derzeit wird der Bezahlparkplatz doch wenig genutzt, die Menschen suchen nach Alternativen und stellen ihr Auto irgendwo ab." Lösung: Der große Parkplatz könnte kostenlos werden. Generell kam man zu der Erkenntnis, dass Tempo 50 an vielen Stellen in Glücksburg zu schnell sei. "Es spricht doch nichts dagegen, wie in Wees, alles zu Tempo 30 zu erklären", so die Idee eines Teilnehmers.
3. ÖPNV
In der Gruppe stellte man fest, dass der Dorfschuttle nicht hinreichend bekannt war; viele wissen nicht um das Angebot. Die Bekanntheit zu stärken, sei ein wichtiges Ziel. Zudem wurde angeregt, dass eine weitere Kleinbuslinie Glücksburg bereichern könnte.
4. Radwege
Zum Teil gibt es in Glücksburg eine wirre und undurchschaubare Radwegeführung. Als Beispiel wurde die Ecke des ehemaligen Kaufmannsladens in Bockholm genannt, aber auch die neue Radwegmarkierung an der Kreuzung Flensburger Straße/Uferstraße ist vielen Anwohnern ein Rätsel ("endet im Nirwana"). Ebenso fehle ein Radweg auf der Holnisser Straße. "Die Straße ist doch breit genug für eine zusätzliche Fahrradmarkierung", so ein Teilnehmer. Eine Lösung könnte eine Umwidmung von Kreisstraßen sein, auf die die Stadt Glücksburg derzeit nur wenig Einfluss habe. "Eine Umwidmung könne geprüft werden", so die Planer. Der Radweg in Meierwik sei laut einem Teilnehmer ebenfalls problematisch.
Ausblick
Die Stadtverwaltung Glücksburg zeigte sich zufrieden über den Ausgang der Veranstaltung und versprach, die Ergebnisse schnellstmöglich auszuwerten und in die weitere Planung einzubeziehen. Als nächstes sei eine Verkehrszählung und Parkraumerhebung im Juli geplant, zu einer Zeit, in der das höchste Verkehrsaufkommen die Straßen in Glücksburg belastet. In Expertengesprächen werden die Ergebnisse analysiert und in eine detaillierte Planung einbezogen. "Außerdem planen wir im Herbst eine Veranstaltung, um Ihnen unser Konzept vorzustellen", so Egon Perschk von der Bauverwaltung Glücksburg. Pünktlich um 18 Uhr wurden alle Teilnehmer in die Sonne Glücksburgs entlassen. Einge Teilnehmer lobten im Anschluss die Veranstaltung: "Ich finde es toll, dass die Menschen, die hier leben, die Möglichkeit haben, sich aktiv einzubringen."Das spiegelten auch die Auswertungsergebnisse wider, nachdem 41 Teilnehmer die Veranstaltungen via Fragebogen bewertet und ausdrücklich ihre Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht hatten. Für die Stadtverwaltung ist die Veranstaltung als sehr erfolgreich zu bewerten.
Kinder und Jugendliche mit eigenem Workshop
Die Stadt Glücksburg möchte anhand einer separaten Veranstaltung für Kinder und Jugendliche über das Thema diskutieren und ihre Perspektive auf die Mobilität in Sachen Schulweg durchleuchten. Hierzu werden die Themen Schulweg, Sport, Ängste und Radwege/Straßen spielerisch erarbeitet. GL GL