Wie der Skatepark Glücksburger in den Bann zieht. Ein Interview mit Arne Fiehl von BOARDSTEIN.com
Glücksburg Living: Wer ist der typische Besucher im Skatepark in Glücksburg?
ARNE: Ich würde sagen, der typische Besucher im Skatepark Glücksburg ist irgendwas zwischen 10 und 25 Jahren alt und entweder mit Skateboard oder Scooter dort unterwegs, wobei Letztere wie
überall auf der Welt ausschließlich von jüngeren Kids genutzt werden.
Dazu kommen natürlich iregelmäßig die dazugehörigen Eltern, die immer brav daneben sitzen und aufpassen, dass ihren Schützlingen nichts passiert,
obwohl ja sowieso immer mal was passiert. Dann können die aber immer schön trösten und Wunden
pusten. Liebe Eltern, lasst eure Kinder mal alleine spielen und groß werden!
Gibt es auf dem Skatepark in Glücksburg innerhalb der
„Peer Group“ bestimmte Regeln?
Nein, da gibt es überhaupt keine Regeln, so wie es in einem Skatepark auch sein sollte.
Wenn jemand jedoch mit einem Tunnelblick durch die Gegend und
anderen ständig in den Weg fährt, wird der oder die dann irgendwann schon darauf hingewiesen, zur Not auch mehrmals mit zunehmender Intensität.
Welche Fähigkeiten muss ich mitbringen, um auf dem Skatepark so richtig Spaß zu haben?
Eigentlich gar keine, denn dort wird für jede(n) was geboten und man kann auch ganz am Anfang anfangen, muss aber dann damit rechnen, eventuell den anderen etwas im Weg zu sein. Ich würde dazu
sagen, dass Mensch am besten erstmal auf irgendwelchen entlegenen Sackgassen oder anderen freien Plätzen das sichere Vorwärtsrollen übt (eventuell auch schon mit Kurven fahren!), bevor Mensch
sich auf den Weg in einen Skatepark macht.
Was macht deiner Meinung nach für Jugendliche und Kinder die
Faszination des Skatens aus?
Es ist einfach ein tolles Gefühl, dieses irgendwie ja gefährliche Spielzeug
einmal zu bändigen und dann damit durch die Gegend zu rollen, ist vielleicht ein bisschen wie Fliegen. Und wenn es erst an Tricks geht, werden es wohl nur
Skater/innen jemals verstehen, wie berauschend es ist, nach wochen-, monate- oder auch jahrelangem Üben endlich einen Trick zu stehen. Das sind einfach Endorphine, die süchtig machen können
und die hochwertiges pädagogisches Potenzial in sich bergen, denn Mensch lernt dadurch, dass Mensch quasi alles schaffen kann, wenn man nur will. Scheitern, wieder aufstehen und nochmal
versuchen, scheitern, wieder aufstehen und nochmal versuchen, das stärkt ohne Frage den Charakter, und das alles mit Spaß in den Backen!
Mittlerweile finden auch immer mehr Mädchen gefallen am Skaten. Kannst du dir diesen Trend erklären?
Ich denke, das liegt vor allem an den sozialen Medien, wo die Mädels zum ersten Mal weltweit sehen können, dass sie nicht alleine sind und dass es auch sowas wie Vorbilder gibt. Und so gesehen,
so mainstream wie Skateboarding heutzutage ist, war es nur eine Frage der Zeit, dass auch mehr Mädchen und Frauen Interesse bis Gefallen an diesem einzigartigen Spielzeug finden würden.
Unterscheidet sich das Verhalten der Mädchen auf dem Platz grundlegend von dem der Jungen?
Wird der Sport gemeinsam betrieben oder bilden sich dann Grüppchen?
Ich würde sagen, das Verhalten unterscheidet sich überhaupt nicht, gerade weil von den größtenteils eher jüngeren Mädels sich meiner Meinung nach viele noch in der Orientierungsphase befinden und
sich somit bei den Jungs oder Älteren vielleicht gewisse Verhaltensweisen abgucken.
Nichtsdestotrotz ist von Gruppenbildung im Glücksburger Skatepark nichts zu spüren, alle skaten zusammen und sind fröhlich dabei. Und ich denke, so wie es schon immer in der Skateszene war, wenn
die Jungs sehen, dass ein Mädel mit Leib und Seele bei der Sache ist, kriegt sie jeden Support der Welt.
Der Skatepark in Glücksburg war nach Ende der Kontaktverbote rasch wieder sehr gut besucht. Wie hast du die Stimmung unter den Sportlern wahrgenommen?
Ich kann nur sagen und zu gut verstehen, dass die Leute froh waren, als der Skatepark wieder benutzt werden durfte. Gerade im Frühling muss der Mensch ja auch raus und sich bewegen. Die Stimmung
war und ist immer super, ich denke, es wird dort wenig über Corona gesprochen und sich ausschließlich den schönen Dingen des Lebens gewidmet.
Durch Corona sind viele Sportveranstaltungen und Events ausgefallen. Wird es in Zukunft Workshops oder Events auf dem Skatepark in
Glücksburg geben?
Also die ‘Skateschule‘‘ vom LUF Skateboarding Verein hat in den Sommerferien dort jeden Tag Kurse gegeben, und das wird meines Wissens an den Wochenenden sowie in den Herbstferien auch weiterhin
durchgezogen. Mit großartigen Events müssen wir wohl noch ein bisschen warten, bis der ganze Corona-Spuk vorbei ist, wenn er denn mal vorbeigeht. Aber wir wollen auf jeden Fall nächstes Jahr eine
große Eröffnungssession für den bald fertig gestellten vierten und letzten Bauabschnitt machen, und zwar so richtig!
Mal angenommen, ich habe den Skatepark gerade für mich neu entdeckt und möchte nun auch voll durchstarten. Was rätst du mir als Anfängerin?
Also als Anfänger/in ist es wahrscheinlich am besten, vormittags zu kommen, wenn es noch nicht so voll ist. Dann hat Mensch Ruhe und Platz, sich mit dem Terrain anzufreunden. Aber wie schon
gesagt, das eigentliche Rollen mit Kurven fahren und so, das Mensch benötigt, um überhaupt einen Skatepark nutzen zu können, sollte besser vorher auf freien Plätzen und Ähnlichem mit gutem
Belag geübt werden. Ansonsten einfach skaten, und zwar nach bestem Wissen und Gewissen! Beim Skateboarden gibt es nämlich kein richtig und kein falsch, auch das macht es so besonders.
Welches Equipment sollte ich auf jeden Fall als Anfängerin mitbringen?
Grundsätzlich braucht man nur ein funktionierendes Skateboard, um glücklich zu sein, und das sollte am besten
kein Billigschrott sein. Gutes Equipment ist schon wichtig, gerade auch am Anfang. Ein Skateboard muss gut rollen, lenken und insgesamt funktionieren, und so ein Skateboard kauft man im lokalen
Skateshop. Schoner und Schutzausrüstung sind Geschmackssache, ich halte da eher nichts von, denn sie schränken die Bewegungen doch arg ein und vor ernsteren Verletzungen helfen sie auch nicht
wirklich. So doof es klingt, aber Hinfallen gehört beim Skaten einfach dazu, das sollte man einstecken können. Sorry, aber mit der Kommerzialisierung meiner jahrzehntelangen Leidenschaft
bin ich in gewissen Dingen und gerade mit zunehmendem Alter sehr puristisch geworden. Wen mehr davon interessiert, kann gerne meinen Blog auf BOARDSTEIN.COM besuchen!
Ganz zum Schluss: Welche Zukunftsvisionen hast du für den Skatepark in Glücksburg? Gibt es noch einen Traum, den du gerne für den Skatepark in Glücksburg
verwirklichen möchtest?
Wie oben schon erwähnt, würde ich gerne nächstes Jahr als Eröffnung einen großen Contest organisieren, gerade für den neuen Bowl. Da muss es sattes Preisgeld
geben, so dass sich entsprechende Skater auch von weit her auf den Weg nach Glücksburg machen. Soll heißen auch echte Profis, die dann den Zuschauern zeigen können, wie so ein Skatepark zu skaten
und was alles möglich ist. Dazu Musik von DJ BOARDSTEIN und wir haben das Angeliter Highlight des Jahres!
Ansonsten möchte ich gerne noch mehr Skateparks in meiner Heimat Angeln bauen, denn die Jugend hier braucht diese mehr als je zuvor, u.a. deswegen ist der Glücksburger Skatepark auch immer so gut
besucht. Es gibt einfach nichts Ähnliches im gesamten Umland, und das muss sich ändern.
Das Magazin "Skatepark Glücksburg: Kein Drama in drei Akten" ist im Rathaus für 10 EUR zu erwerben. Mit dem Kauf unterstützt du den Skatepark Glücksburg.